Das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, jährlich 400.000 neuen Wohnungen zu bauen, droht kläglich zu scheitern – Professor Markus Koschlik am DHBW CAS wundert sich in seinem Kommentar, warum der Modulbau vor diesem Hintergrund immer noch ein Nischendasein fristet.
Mehr und nachhaltigere Wohngebäude in kurzer Zeit errichten: Vor dieser zentralen Herausforderung steht die Bau- und Immobilienwirtschaft, aber auch die Politik. Die Bundesregierung hat als Lösung explizit auf serielles und modulares Bauen verwiesen. Leider stößt dies in der Branche bislang auf zu wenig Gehör. Zwar entstehen bereits einzelne Werke für die Modulfertigung, jedoch beträgt Schätzungen zufolge der Marktanteil von modularem Bauen nur bis zu fünf Prozent.

Die Vorteile sind unbestreitbar: Mittels hochstandardisierter und industriell vorgefertigter Module lassen sich schneller größere Stückzahlen erreichen. Die Produktion ist nachhaltiger, allein weil durch standardisierte Bauteile Abfälle reduziert werden und weniger Materialeinsatz nötig ist. Die Montage der Bauteile erfolgt größtenteils in der Fabrik und ist somit von der Wetterlage unabhängig. Schließlich ist auch die Demontier- und Wiederverwendbarkeit höher als beim konventionellen Bau. Zu guter Letzt herrscht beim Modulbau große Kostensicherheit, da Art und Anzahl der benötigten Materialen bereits früh bekannt sind. Alles in allem schlagende Argumente für seriellen Modulbau.
Die Politik ist gefragt
Worin liegen also heute die größten Stolpersteine? Zum einen geht es um den Serienfaktor. Dieser bedarf einer gewissen Größe, um wirtschaftlich zu sein. Marktexperten sprechen von zumindest 50 Wohneinheiten, ab denen Wirtschaftlichkeit erreicht wird. Doch solche großvolumigeren Projekte entstehen im Normalfall quer durch die Republik. An der Größe allein kann es nicht liegen. Ein Dealbreaker sind auch unterschiedliche Landesbauordnungen. Die Regierung hat den Handlungsbedarf in diesem Thema erkannt; nur sind konkrete Maßnahmen nicht erfolgt – hier ist die Politik aufgerufen, Worten Taten folgen zu lassen.
Auch die Branche sollte sich jedoch dringend mit der Umsetzung beschäftigen: Nötig ist zum einen mehr kooperative Arbeitsplanung. Nicht nur die ausführenden Gewerke müssen frühzeitiger in die Planung eingebunden, sondern auch alle Fachplaner von Anfang an beauftragt werden. Zum anderen geht es darum, an Konzepten zu feilen wie trotz Standardisierung eine gewisse Variabilität sichergestellt werden kann – Stichwort Baukastenprinzip. Denn Modulbau muss schon lange nicht mehr nach Platte aussehen, wie zum Beispiel der Community-Campus Bochum oder das von Ikea initiierte Urban-Village-Projekt zeigen. Mit der Entscheidung für modulares Bauen können folglich viele Probleme auf einen Schlag angegriffen werden. Es wird Zeit.